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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 32

1895 - Straßburg : Heitz
32 1. Das Heidenbad, bei Wildenstein im St. Ama- rinthal, im Ober-Elsaß. 2. Der Lauchensprnng, im Hintergründe des Lanchthales. 3. Der Serva-Wasserfall bei Natzweiler (Rothau). 4. Der N i d e ck e r Wasserfall, irt einer Verzwei- gung des Breuschthales, eine Stunde hinter Oberhaslach. Der Wasserfall bei Hohwald, der Urmatter Wasser- fall^.bei Urmatt im Brenfchthal sowie die Cascade de la Crache am Donon sind von geringer Bedeutung § 11- Die Wildungen. Fast durchgängig sind die Vogesen mit schönen Waldungen bedeckt. Der Hochwald besteht im Ober- Elsaß meist aus Tannen und aus Buchen, während letztere im Unter-Elsaß vorwiegen. Anßerdem findet sich noch ständiger Niederwald, bestehend aus Edel- kastanien, deren Holz mit Vorliebe zu Rebvfähleu benutzt.wird, und Eichen, deren Rinde den zahl- reichen Gerbereien der Gebirgsstüdte dient. -Auch iu der Rheinebene sowie in Lothringen finden sich zahl- reich zusammenhängende Waldungen, von denen als die hervorragendsten genannt sein mögen: Die Hardt und der Kastelwald, im Ober- Elsaß, vou Kembs bis Neubreisach. Der Nonnen- brnch- und Ochsenfeld-Wald, zwischen Senn- heim, Wittolsheim, Lutterbach und Pulversheim, 6000 Hektar. Der Thurwald, zwischen Bollweiler, Rufach, Herlisheim, H.-Kreuz und Meienheim. Der

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 49

1895 - Straßburg : Heitz
49 Außer den gemeinen Weißen und roten Trauben sieht man häufig den weißen und roten Süßling, den weißen und roten Muskateller, den Weiß-, Grün- und Rotedel, den Clevener, den Riesling n. s. w. Die köstlichsten Weine findet man: Im Ober-Elsaß: zu Thann (Rangen),1 Gebweiler (Kitterle und Olber), Reichenweier (Riesling), Rap- poltsweiler, Hunaweier, Beblenheim, - Kaysersberg, Ammerschweier, Katzenthal, Türkheim (Türkenblut), Colmar und St. Pilt (rote Weine). Im Unter-Elsaß: zu Dambach, Barr, Heiligenstein (Clevner), Ottrott und St. Nabor (rote Weine), Mutzig, Molsheim (Finkenwein),Volxheim, Marlenheim, Blas- heim, Rott, Lampertsloch (rote Weine) und Weißenburg. In Lothringen: in der Umgegend von Vic, im Kreis Chateau-Salins, in der Nähe von Metz zu Magny, Jussy, Sey und Sainte-Ruffine. Die beiden letzten Orte liefern hauptsächlich rote Weine. Was die Viehzucht betrifft, kann man nicht sagen, daß sie vernachlässigt sei, dennoch sollte sie mit größerem Eifer betrieben werden. Die Bienenzucht hat in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Seidenwürmer werden nur von Einzelnen gezogen. 1 Ein alter Spruch lautet: Zu Thann im Rangen, Zu Gebweiler in der Wannen, Zu Türkheim im Brand Wächst der beste Wein im Land. Die Reichenweirer setzen hinzu: Aber gegen den Reichenweirer Sporen Haben sie all das Spiel verloren. 4

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 47

1895 - Straßburg : Heitz
47 wurf des Marschall Vauban gebaut, um die Steiue zum Bau der Citadelle vou Straßburg leichter herbei- schaffen zu können. 5. Der R h e in- M a r n e- K a n a l (1853), welcher südöstlich von Paris in der Marne seinen Anfang nimmt und sich unterhalb Straßburg mit der Jll vereinigt. 6. Der I l l -R h e i n - K a n a l (1842), welcher die Ruprechtsau bei Straßburg durchzieht und die Jll mit einem Arme des Rheins in Verbindung setzt. 7. Der Saar-Kohlen -Kanal (1866), welcher die Saar einerseits und den Marne-Rhein-Kanal anderseits in Verbindung bringt. 8. Von dem S a l i n e n - K a n al ist nur die Strecke Mittersheim-Lauterftngeu (4 km, 1875) fertiggestellt, der übrige Teil bis Dienze ist unvollendet. 9. Der Mosel-K an al (1876) von Frouard bis Metz. § 15. "«Sto C&siü i rf fcß äff. A. Landwirtschaft. Der größte Teil der Einwohner von Elfaß-Lotb- ringen beschäftigt sich mit Landwirtschaft. Sie begreift Feldbau, Garteubau, Rebbau und Viehzucht. Das Land erzeugt angetreidearten vornehmlich: Weizen, Roggen (Koru), Gerste, Haser und Welschkorn: an Hülsenfrüchten: Bohnen, Erbsen, Linsen und Wicken: Futterkräuter: Wurzelgewächse und Gemüse in großer Mannigfaltigkeit: an Handels- pflanzen: Hanf, Flachs, Hopfen, Rebs, Mohn, Zuckerrüben und Tabak; an O b st b än m e n: Apfel-, Birn- und Quittenbäume, Zwetfchen-und Pflaumen-

4. Theil 2 - S. 310

1880 - Stuttgart : Heitz
310 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Colombo nahm sieben Indianer mit, um sie Spanisch zu lehren und sie nachher als Dolmetscher zu gebrauchen. Alle diese Inseln gehörten zu denen, die man jetzt die Bahama- oder die lukayischen Inseln nennt. Da'alle Einwohner, wenn von Gold die Rede war, nach Süden wiesen und „Cuba" ausspracheu, so segelten die Schiffe stracks nach Süden, das ersehnte Goldland aufzusuchen. Nach mehreren Tagen erreichten sie eine große Insel, die das gesuchte Cuba war; eine lange, lange Insel, die den herrlichsten Anblick gewährte. Die Ufer waren voll grüner, prächtiger Bäume, deren einige in der Blüthe standen, andere mit wohlschmeckenden Früchten prangten. Hohe Palmen ragten wie Thürme hervor und der Boden war mit hohem Grase bedeckt. Colombo landete und schickte auch einige Leute ins Innere des Landes. Ueberall fanden sie eine große Fruchtbarkeit, nette Häuser und weitläufige Pflanzungen von Baumwolle und verschiedenen eßbaren Wurzeln. Recht sonderbar kam ihnen aber eine Gewohnheit vor, die jetzt in Europa wie in Asien so allgemein verbreitet ist, das Tabakrauchen. Die Indianer sogen den Dampf nicht mit dem Munde, sondern mit den beiden Nasenlöchern ein. Ihre Tabakspfeifen pflegten daher zwei Mund- oder vielmehr Nasenstücke zu haben. Sie nannten das Rauchen tabaeos, daher das Kraut bei uns den Namen Tabak noch führt. Colombo war ganz entzückt von den Schönheiten der Insel. Nachdem er sie, so viel er in der Eile konnte, umsegelt hatte, , bemerkte er in der Entfernung eine andere große Insel. Er segelte darauf los und fand — Haiti. Da sie ihm aber, vom Schiffe aus gesehen, einige Aehnlichkeit mit Spanien zu haben schien, so nannte er sie Hispaniola (Klein-Spanien). Auch wird sie St. Domingo genannt. Diese Insel übertraf alle bisher gesehenen an Schönheit und Fruchtbarkeit. Die Einwohner liefen beim ersten Anblick fort. Als man ihnen aber einige Spanier nachschickte, mit einem der mitgebrachten Indianer von St. Salvador, und dieser ihnen zurief, sie sollten sich nur nicht fürchten, das wären gute Leute, die vom Himmel kämen und ihnen schöne Geschenke brächten, so kamen sie schnell wieder zurück, zeigten den Spaniern große Ehrfurcht und tiefe Unterwerfung, und boten ihnen Alles an, was sie hatten: Früchte, Wurzeln, Fische und Papageien. Es waren seelensgute Menschen, die gar nicht wußten, was sie ihren Gästen Liebes und Gutes genug erweisen sollten. Dabei waren sie wohlgebildeter als die von den andern Inseln.

5. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 107

1877 - Stuttgart : Heitz
107 Brachte die fromme Tochter dem blumenliebenden Vater; Goldlack, Heliotrop, duftströmende dunkle Levkojen, Sprenglichte Nelken, geplatzt von der drängenden Fülle der Blätter; Auch ein Röschen noch brachte das Magdlein, entdeckt in des Gartens Tiefster Beschattung; ihm hatte der Schatten die Blüthe verspätet. Lächelnd reichte die Blumen dem Vater die kindliche Jungfrau; Welcher, nachdem er den Strauß genommen und höchlich gelobet, Also begann, unmuthig fast, doch mildernd die Stimme. „Gibt es doch immer Verschwörungen nur, und geheimeren Anschlag, „Wenn zwei Mädchen die Köpfe zusammenstecken! Da hab' ich „Eben ein Briefchen empfangen von Fräulein Thekla. Dich soll ich „Zu ihr senden, ihr lassen das Kind für den Tag und den Abend. „Viel verlangt fürwahr von dem hochgebietenden Fräulein!! „Ungern miss' ich dich, Kind, im Tempel des Ewigen, ungern „Nach dem eifrig verkündigten Wort am erheiternden Tischchen. „Aber was hilft's? Es bettelt so süß die Schmeichlerin! Nimnier „Kann ich mich ihrer erwehren. So magst du denn gehen, Jukunde. „Aber sein frühe, mein Kind! und bevor man zur Kirche geläutet! „Daß nicht etwa das Volk, so des Wegs herwandelt zur Kirche, „Schlendern dich sehe, dem Sabbath zu Trotz, auf offener Straße; „Dich, die Tochter des Pfarrers! Kein löblich Exempel in Wahrheit!" Ihm antwortete draus die kindlich gcsinnete Jungfrau: „Lieber Vater, vernimm mein Wort, und glaube der Rede. „Gerne zwar weil' ich bei Thekla, der Weisen und Guten. Ich scheide „Immer von ihr, wie durchstrahlt von ihrem Geist und entzündet. „Dennoch verweil' ich' noch lieber in deiner Nähe, mein Vater. „Ruht dein Auge auf mir voll milden Ernstes, so denk' ich „Mich von dem Auge beschirmt der sanft uns leitenden Vorsicht. „Seh' ich so starr zu Zeiten dich hmschau'n, grad' als schautest „Ueber das Meer du hinaus zu fern aufdämmernden Ufern, „Siehe, so dünkt mich so klein die Erde, gering und verächtlich „Dünkt mich, was diesseits ist, und nur das Droben begehrbar." Ihr erwiderte drauf mit milderen Worten der Vater: „Gehe denn, Kind, geh' immer! Und falls du auch lieber bei Thekla „Weiletest, als bei dem Vater, dem Ernsteren! nimmer verdächt' ich „Solches dem jungen Gemüth; denn Gleiches gesellt sich zu Gleichem. „Wohl geziemt es auch uns, die wir schon aus der Erde hinaus schau'n^ „Euch, die ihr kaum noch die Schwelle der lockenden lüstern beschrittet, „Willig uns nachzusetzen. Genossen doch wir auch das Unsre! „Gehe denn, gutes Kind, und grüße Thekla, und sag' ihr, „Daß ich sie sicher erwarte sammt dir in der Stunde der Feier, „Draußen im Tempel des Herrn, der nicht mit Händen gemacht ward, „Nicht nach der Schnur gestreckt, und nicht erhöht nach dem Lothe. „Gehe, mein Kind, und ordne zuvor, wie du pslegtest, den Haushalt."

6. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 75

1877 - Stuttgart : Heitz
Auf ein heiliges Räthsel. O könnt' ich dir, liebliche Freundin, Ueberliefern sogleich glücklich das lösende Wort. — Werdend betrachte sie nun, wie nach und nach sich die Pflanze, Stufenweise geführt, bildet zu Blüthen und Frucht. Aus dem Saamen entwickelt sie sich, sobald ihn der Erde Stille befruchtender Schooß hold in das Leben entläßt, Und dem Reize des Lichts, des heiligen, ewig bewegten, Gleich den zärtesten Bau keimender Blätter empfiehlt. Einfach schlief in dem Saamen die Kraft; ein beginnendes Vorbild Lag, verschlossen in sich, unter die Hülle gebeugt, Blatt und Wurzel und Keim, nur halb geformet und farblos; Trocken erhält so der Kern ruhiges Leben bewahrt, Quillet strebend empor, sich milder Feuchte vertrauend. Und erhebt sich sogleich aus der umgebenden Nacht. Aber einfach bleibt die Gestalt der ersten Erscheinung; Und so bezeichnet sich auch unter den Pflanzen das Kind. Gleich daraus ein folgender Trieb, sich erhebend, erneuet, Knoten aus Knoten gethürmt, immer das erste Gebild, Zwar nicht immer das gleiche, denn mannichsaltig erzeugt sich, Ausgebildet, du siehst's, immer das folgende Blatt, Ausgedehnter, gekerbter, getrennter in Spitzen und Theile, Die verwachsen vorher ruhten im untern Organ. Und so erreicht es zuerst die höchst bestimmte Vollendung, Die, bei manchem Geschlecht, dich zum Erstaunen bewegt. Viel gerippt und gezackt auf mastig strotzender Fläche, Scheinet die Fülle des Triebs frei und unendlich zu sein. Doch hier hält die Natur mit mächtigen Händen die Bildung An, und lenket sie sanft in das Vollkommnere hin. Mäßiger leitet sie nun den Saft, verengt die Gesäße, Und gleich zeigt die Gestalt zartere Wirkungen an. Stille zieht sich der Trieb der strebenden Ränder zurücke, Und die Rippe des Stiels bildet sich völliger aus. Blattlos aber und schnell erhebt sich der zärtere Stengel Und ein Wundergebild zieht den Betrachtenden an. Rings im Kreise stellet sich nun, gezählet und ohne Zahl, das kleinere Blatt neben dem ähnlichen hin. Um die Achse gedrängt entscheidet der bergende Kelch sich, Der zur höchsten Gestalt farbige Kronen entläßt. Also prangt die Natur in hoher, voller Erscheinung, Und sie zeiget, gereiht, Glieder an Glieder gestuft. Immer staunst du auf's Neue, sobald sich am Stengel die Blume Ueber dem schlanken Gerüst wechselnder Blätter bewegt. Aber die Herrlichkeit wird des neuen Schaffens Verkündigung; Ja das farbige Blatt fühlet die göttliche Hand. Und zusammen zieht es sich schnell; die zärtesten Formen,

7. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 89

1877 - Stuttgart : Heitz
89 Du, dessen Thron das Ebenbild Des Throns der Himmel ist auf Erden, Mich schirme deiner Gnade Schild; So soll dir meine Antwort werden: Du thronest hier in einem Saal, Zu dem geöffnet sind vier Thüren; Und deinen Thron sieht allzumal, Wen du durch eine lässest führen. Daß ich des Weges nicht geirrt, Des mußte mir dein Bote frommen; Und nun weiß ich, vom Glanz verwirrt, Nicht, welches Wegs ich bin gekommen. (Nückert.) Paramythic: Die Lilie und die Rose (von Herder). „Sagt mir, ihr holden Töchter der rauhen, schwarzen Erde, wer gab euch eure schöne Gestalt? denn wahrlich! von niedlichen Fingern seid ihr ge- bildet. Welche kleine Geister stiegen aus euern Kelchen empor? und welch Vergnügen fühltet ihr, da sich Göttinnen aus euren Blättern wiegten? — Sagt mir, friedliche Blumen, wie theilten sie sich in ihr erfreuend Geschäft, und winkten einander zu, wenn ffe ihr seines Gewebe so vielfach spannen, so vielfach zierten und stickten? — Aber ihr schweigt, holdselige Kinder, und genießt eures Daseins. Wohlan! mir soll die lehrende Fabel erzählen, was euer Mund mir verschweigt." Als einst, ein nackter Fels, die Erde dastand, siehe! da trug eine freund- liche Schaar von Nymphen den jungfreulichen Boden hinan, und gefällige Genien waren bereit, den nackten Fels zu beblümen. Vielfach theilten sie sich in ihr Geschäft. Schon unter Schnee und im kalten, kleinen Grase sing die bescheidene Demuth an, und webte das sich verbergende Veilchen. Die Hoffnung trat hinter ihr her, und füllte mit kühlenden Düften die kleinen Kelche der erquickenden Hyacinthe. Jetzt kam, da es jenen so wohl gelang, ein stolzer prangender Chor vielfarbiger Schönen. Die Tulpe erhob ihr Haupt! die Narcisse blickte umher mit ihrem schmachtenden Auge. Viel' andre Göttinnen und Nymphen beschäftigen sich auf mancherlei Art und schmückten die Erde, frohlockend über ihr schönes Gebilde. Und siehe! als ein großer Theil von ihren Werken mit seinem Ruhm und ihrer Freude daran verblüht war, sprach Venus, zu ihren Grazien also: „Was säumt ihr, Schwestern der Anmuth? Aus! und webt von euren Reizen auch eine sterbliche, sichtbare Blüthe!" Sie gingen zur Erd' hinab, und Aglaja, die Grazie der Unschuld, bildete die Lilie, Thalia und Euphrosyne webten mit schwesterlicher Hand die Blume der Freude und Liebe, die jung- fräuliche Rose.

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 294

1877 - Stuttgart : Heitz
294 seinen Sohn Johann zu besuchen. Er war damit zufrieden; doch wollte er zuerst die Rasen oben auf den Haussirst legen, und dann des andern Tages seinen Sohn besuchen. Dieser Gedanke war seiner Frau und Tochter sehr zuwider. Des Mittags über Tisch ermahnten sie ihn wieder ernstlich, vom Dache zu bleiben; selbst Heinrich bat ihn, jemand für Lohn zu kriegen, der vollends mit der Deckerei ein Ende machte. Allein der vortreffliche Greis lächelte mit einer unumschränkten Gewalt um sich her; ein Lächeln, das so manchem Menschen das Herz geraubt und Ehrfurcht eingeprägt hatte! Da- bei sagte er aber kein Wort. Ein Mann, der mit einem beständig guten Gewissen alt geworden, sich vieler guten Handlungen bewußt ist, und von Jugend auf sich an einen freien Umgang mit Gott und seinem Erlöser ge- wöhnt hat, gelangt zu einer Größe und Freiheit, die nie der größte Eroberer erreicht hat. Die ganze Antwort Stilling's auf diese, gewiß treu gemeinten Ermahnungen der Deinigen bestand darin: Er wollte da auf den Kirschbaum steigen, und sich noch einmal recht satt Kirschen essen. Es war nämlich ein Baum, der hinten im Hose stand, und sehr spät, aber desto vortrefflichere Früchte trug. Seine Frau und Tochter verwunderten sich über diesen Ein- fall; denn er war wohl in zehn Jahren aus keinem Baume gewesen. „Nun dann!" sagte Margrethe, „du mußt nun vor der Zeit in die Höh', es mag kosten, was es wolle." Eberhard lachte und antwortete: „Je höher, je näher zum Himmel!" Damit ging er zur Thüre hinaus, und Heinrich hinter ihm her aus den Kirschbaum zu. Er faßte den Baum in seine Arme und die Kniee, und kletterte hinauf bis oben hin, setzte sich in eine Gabel des Baumes, sing an, aß Kirschen, und warf Heinrichen zuweilen ein Aestchen herab. Margrethe und Mariechen kamen ebenfalls. „Halt!" sagte die ehr- liche Frau, „hebe mich ein wenig, Mariechen, daß ich nur die untersten Aeste fassen kann, ich muß Probiren, ob ich auch noch hinauf kann." Es gelang, sie kam hinauf. Stilling sah herab und lachte herzlich und sagte: „das heißt recht verjüngt werden, wie die Adler." Da saßen beide ehrliche alte Grauköpfe in den Aesten des Kirschbaums, und genossen noch einmal zu- sammen die süßen Früchte ihrer Jugend; besonders war Stilling aufgeräumt. % Margrethe stieg wieder herab und ging mit Mariechen in den Garten, der eine ziemliche Strecke unterhalb dem Dorfe war. Eine Stunde hernach stieg auch Eberhard hinab, ging und hatte einen Haken, um Rasen damit abzu- schälen. Er ging hierauf oben an's Ende des Hofs an den Wald. Heinrich blieb gegen dem Hause über unter dem Kirschbaume sitzen; endlich kam Eber- hard wieder, hatte einen großen Rasen um den Kopf hangen, bückte sich zu Heinrichen, sah ganz ernsthaft aus und sagte: „Sieh, welch eine Schlafkappe!" — Heinrich fuhr in einander, und ein Schauer ging ihm durch die Seele. Er hat mir hernach wohl gestanden,» daß dieses einen unvergeßlichen Eindruck auf ihn gemacht habe. Indessen stieg Vater Stilling mit dem Rasen das Dach hinauf. Hein- rich schnitzelte an einem Hölzchen; indem er darauf sah, hörte er ein Gepol- ter! er sah hin, vor seinen Augen war's schwarz, wie die Nacht. Lang hin- gestreckt lag da der theure liebe Mann unter der Last von Leitern; seine

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 319

1877 - Stuttgart : Heitz
319 pel zu tragen scheint; im Silberschmuck erglänzt sein ergrautes Haupt, ju- gendlich grünt sein Gürtel, und blühend umziehen Palmenwälder seinen Fuß; höher steigt die Sonne, und zeigt mir den Hirten, seiner Heerde pflegend, die Bewohner der Felder und die Sänger des Haines, und den fliegenden Flamingo, eine Flamme von zwei flammenden Schwingen getragen. Höher steigt die Sonne — und läßt mich sehn die bunten Kinder der Erde, welche ihren feurigen Küsten die entgegenschwellenden Lippen bieten, — und das tiefe blaue Himmelsgewölbe umschließt sie alle mit liebenden Armen und fächelt mit sanftem Wehen die Gluth des Tages von ihren erröthenden Wangen. Westen Pinsel das malen könnte! — Wie reizend, wie unendlich schön ist die Mannigfaltigkeit der Gewächse, mit denen die gütige Natur diesen reizenden Erdstrich geschmückt hat! Hier sieht man gesellig bei einander die schlanken baumhohen Gräser, die Arundo- und Bambusarten mit für ihre Höhe zartem Stamme, der leicht und zier- lich im leisen Winde sich wiegt und seine flüsternden Blätter darin spielen läßt; Gräser, welche von einem Knoten zum andern 18—20 Fuß messen, andere, deren Höhe 40, 50—100 Fuß erreicht, und welche der Gegend einen ungemein fröhlichen, freundlichen Charakter ertheilen, während die fast für sich und einzeln stehenden baumartigen Aloen, mit zweiglosen Stämmen, die Blätter sternartig von dem Gipfel desselben aussendend, der Landschaft etwas Ernstes, Schwermüthiges ertheilen. Dort unter dem reinen Himmel sollte man ewig leben, von keinen Pla- gen heimgesucht, mit allen Reichthümern überschüttet — beim Himmel! Quito ist das verzogene Kind der Isis. Die glücklichen Thäler, die ich hier über- sah, find alle bebaut, und lohnen mit ununterbrochenen Ernten die geringe Mühe des Landmannes. Kein Frost vernichtet seine Hoffnungen, kein Hagel schlägt die Früchte seines Schweißes nieder, unglaublich ist die Kraft dieses Bodens; ohne Düngung, die man gar nicht kennt, ist Egge, Pflug und Sichel immer und zugleich in Bewegung. Man kann sich nichts Reizenderes denken, als eine Uebersicht von diesen Bergen auf das Bestreben der Natur, alles in der üppigsten Fülle hervorzubringen. Warme und kalte Quellen rie- seln aus jeder Vertiefung hervor, die Fluren zu befeuchten. Zahm und ohne Scheu kommt der Hirsch, kommt das Reh in seinen vielen Varietäten, kommt das sonst furchtsame kleine Häschen, um zu trinken, der kleine wunderhübsche Löwenaste, mit seinem weißen Spitzenkragen, guckt schlau zwischen den Blät- tern, oder aus einem ausgehöhlten Apfel hervor, in welchen er sich hinein und durch welchen er sich durchgebisten hat, läßt sich durch eine frische Man- del locken, sie aus der Hand zu nehmen. Der Tuncan im glänzenden Schwarz mit seinem großen, goldgelben Schnabel sieht so wunderlich aus, daß man in Versuchung geräth, zu fragen: Schnabel, wo willst du mit dem Vogel hin? — dort schwingt sich leichten Fluges ein Pfau auf die hohen, flachen Blät- ter einer Musa paradisiaca, und läßt stolz und wohlgefällig sein prächtiges Kleid im Glanz der Sonne spielen. Hier kommt der Cacadu neugierig her- an, entfaltet seinen schönsten Kamm; dort bläht sein sträubendes Gefieder der

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 357

1877 - Stuttgart : Heitz
357 weggenommen. Da wechselten Blumen, Küchengewächse, Fruchtbäume, Haine von Waldbäumen, und der Gärtner hatte nur Wege durchhin ge- schlängelt, und freundliche Ruheplätzlein an die Wege gestellt, der Natur ge- geben, was sie forderte, und entfernt, was ihrer Kraftäußerung falsche Rich- tung gab. Da war mir so wohl. Freiheit und Kraft sah ich überall im heiligen Bunde. So, sprach ich bei mir selbst, so erzieht die Natur und die Mutter. „Was ist deine Kunst?" fragte ich den Gärtner. — „Kunst?" rief er! „hab' ich die? Ich bin mir's nicht bewußt. Doch, wenn ich sie habe, so höre mein Geheimniß: was du für Kunst hältst, ist: Begünstigung des großen Wirkens der Natur!" der Ihrige Matern.
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